Sonntag, 17. Oktober 2010

Sündenböcke

- oder warum wählen die Menschen im Zweifel immer den für sie bequemeren Weg und suchen die Schuld bei anderen?

Immer wieder Sonntags gibt SIE sich einem TV-Polit-Talk-Marathon hin und zwingt mich damit zum unfreiwilligen Zuhören. Dabei läuft das ganze dann nach einem immer gleichen Schema ab: Viele Männer und meist eine Frau diskutieren medial durchinszeniert ein Problem, unterstützt zumeist von einer Moderatorin (was sich positiv auf die Frauenquote auswirkt!) - immer geht es um die Schuldfrage und ausnahmslos keiner, zumindest keiner der Anwesenden sieht die (-die Schuld-) bei sich selbst. Schuld sind oder haben anscheinend immer die anderen.

Darf ich euch auf ein Gedankenexperiment einladen? - Stellt euch vor ich Hund hätte eine Wurstsemmel geklaut (rein hypothetisch selbstverständlich - schließlich gehöre ich zu den braven, fleissigen...), hätte meine Spuren nicht ausreichend verwischt (wäre also dumm genug gewesen den Verdacht auf mich zu lenken, wenn auch nicht dumm genug mich in flagranti erwischen zu lassen) und würde jede Schuld von mir weisen, indem ich auf die potenzielle kriminelle Energie eines vierbeinigen familiären Neuzugangs verweisen würde, über mangelnden Integrationswillen in unsere bestehende häusliche Leitkultur oder über Jugendkriminalität bei Welpen mit Migrationshintergrund sprechen, also erfolgreich vom eigentlichen Tatbestand ablenken, sei es durch das Starten einer angeblich längst überfälligen Grundsatzdebatte, selbstverständlich nicht in der Ansicht der Hetze, denn man muss ein  Problem wohl noch beim Namen nennen dürfen, oder über eine kleine dramatische Zurschaustellung meiner prekären, von äußerst realen Verlustängsten geprägten Lebenssituation... - wie würdet ihr reagieren?

Vielleicht nicht so viel anders, wie ich auf die menschlichen TV-Talk-Dramen reagiere - mit Frust und einem Verlust an Respekt! Ich mag nur ein Hund sein, aber wenn ich was anstelle, dann stehe ich auch dazu, die Suche nach probaten Sündenböcken scheint mir zutiefst menschlich.

P.S.: Bevor ihr mir jetzt Wirklichkeitsfremdheit, oder akademische Arroganz vorwerft, das obige Gedankenexperiment könnte ich jederzeit in der Realität starten.
P.P.S.: Zuzug (unfreiwilliger oder freiwilliger) ist nicht nur für Menschen konfliktreiche Realität, sondern auch für uns Hunde.
P.P.P.S.: Auf dem Foto unten seht ihr einen Welpen mit Migrationshintergrund (typisch österreichisch, nämlich deutsch) - ein Welpe, der  seit einigen Monaten auch Teil meines Hundelebens ist.
P.P.P.P.S.: Ich stelle mich aber der Herausforderung - Konkurrenz hin oder her - und versuche sie als Teil der weiteren Familie zu respektieren.


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